RASTERUNGEN I:.I. von Alexandra Gneissl
Text von Christoph Weiss / Kurator Kunstraum B
In kurzer Zeit teilt Alexandra Gneissl einen Raum durch Schichten aus durchsichtigem Verpackungsmaterial. Das Verpackungsmaterial besteht aus durchsichtigen großen, quadratischen Luftkissen. Die Raumsituation kann man sich am besten verdeutlichen, indem man sich verschiedene kulissenartige Ebenen vorstellt. In diesem Raum bewegt sich die Künstlerin unbekleidet. Durch einen auf einem Stativ stehenden digitalen Fotoapparat kann sie sich mithilfe eines Infrarotfernauslösers selbst fotografieren. Dies ermöglicht Aufnahmen ohne einen fremdbestimmten Blick.
Ergebnis dieser Arbeit sind zwei Fotoserien. Die größere Fotoserie I:.I. besteht aus sechs Farbdrucken, die kleinere Serie I:. aus zwei sw – Drucken.
Das Medium der Arbeiten ist zwischen Performance und Fotografie angesiedelt. Es handelt sich nicht nur um eine schlichte Dokumentation einer Performance, da ein der Performance immanenter Handlungsstrang fehlt. Vielmehr wird der Fotoapparat bewusst als Gegenüber eingesetzt und auf den Moment des Fotos zugearbeitet. Allerdings erinnert der starke körperliche Bezug bewusst an die Performance. Ein Aspekt den die Künstlerin, die hauptsächlich performativ arbeitet, gezielt herbeiführt. Das künstlerische Medium lässt sich als performative Fotografie beschreiben.
Inhaltlich greift die Künstlerin den Prozess der digitalen Bildproduktion auf. Der sehr abstrakte Prozess soll begreifbar gemacht werden. Der komplizierte Prozess der “Verpixelung” wird durch das Raster der quadratischen Luftkissen nachempfunden. Der nicht sichtbaren digitalen Rasterung im Fotoapparat wird eine sichtbare physisch erfahrbare Rasterung durch die Luftkissen – Kulissen gegenübergestellt. Im Gegensatz zu digitalen Bildprozessen, die möglichst die Natur durch Pixel genau wieder geben wollen, dreht Alexandra Gneissl diesen Prozess um. Es soll ein Ausgleich zwischen dem abstrakten, komplizierten, weitgehend unsichtbaren Prozess und der Wirklichkeit erreicht werden. Indem der Prozess der Rasterung offen gelegt wird, kann er vom Betrachter erfahren und der Natur zurückgeführt werden. Man kann gewisser Maßen von einer Renaturierung digitaler Bildprozesse sprechen.