„Schüttungen“ von Alexandra Gneissl

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Eine Kooperation mit der Filmförderung Schleswig-Holstein e.V. brachte die komplexe Videoperformance „Rotwang“ hervor.
In intensiver Auseinandersetzung und an der Schnittstelle von filmischen und performativen Mitteln haben Lorenz Müller (Filmförderung SH) und Alexandra Gneissl das 6-minütige Video produziert.

ROTWANG

2007

Videoperformance mit Stereo -Ton

Dauer : 6 min Video / 13 min Live-Performance
Material : 15 Liter eingedickter, roter Fruchtsaft; Unterwäsche; Kinderplanschbecken; Duschinstallation
Ort : Umspannwerk Fachhochschule / Kiel
Kamera : Lorenz Müller
Videoschnitt : Lorenz Müller, Alexandra Gneissl
Technik : Trevor A.Austin

Rotwang arbeitet mit der Konnotation, die die Farbe ROT in Verbindung mit der menschlichen Oberfläche und dem Körper aufweißt.
Die Arbeit steht in der Tradition und den Umgang mit Blut und roter Farbstoffe in den 50-iger, 60-iger, 70-iger und 80-iger Jahren. Performance-KünstlerInnen arbeiteten oft mit den Themen Schmerz und Verletzung, auch mit ihrem eigenen Blut. Sie loteten dabei psychische und physische Grenzen aus, die eigenen und die der Betrachter. Die Wiener Aktionisten prägten in Deutschland ein Verständnis davon.
Mein verwandtes Material besteht aus eingedickten Fruchtsäften. Ich setze in diesem Video eine Tradition fort, die reale Verletzung jedoch bleibt eine, die an der Oberfläche liegt.
Eine Verbindung zum Medium des Videos lässt sich herstellen.

In der Betrachtung liegt, wie bei den drei anderen Performances aus meiner Reihe der SCHÜTTUNGEN aus goldener, schwarzer und weiß-grauer Farbe, eine stark sinnliche Qualität. Ein kontemplative Moment ist impliziert, ein gebanntes Schauen der Betrachter auf Körper, Haut und Oberfläche.
Rotwang ist eine site-specific Performance. Der im Raum vorgefundene riesige Transformator repräsentiert eine Form von Männlichkeit, männliche Energie.
1962 vom Elektro-Unternehmen AEG erbaut, wurde er in den letzten Jahrzehnten zur Stromerzeugung genutzt.
Herr Rotwang wiederum war im bekannten Stummfilm Metropolis von Fritz Lang der Erschaffer der künstlichen Frau Maria. Man kann in der Performance also auch einen Geburtsvorgang sehen, der die Erschaffung von weiblicher und männlicher Wesenheit thematisiert.

Ob Geburt, Schmerz, Verletzung oder auch Sinnlichkeit, Wollust und Erotik, nicht zu vergessen die Assoziation zu rot- kandierter Frucht, auftauchen, die Videoperformance Rotwang ist ein Reflektor unserer Empfindlichkeiten, unserer Empfindungen.

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